Drei­fal­tig­keits­sonn­tag (30.05.2021)

(Dtn 4, 32–34.39–40; Röm 8, 14–17; Mt 28, 16–20)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
es gab ei­ne Zeit, da dach­te man, die Na­tur­wis­sen­schaf­ten wür­den ir­gend­wann die Rät­sel des Le­bens und des Uni­ver­sums lö­sen kön­nen. Mitt­ler­wei­le ist man be­schei­de­ner ge­wor­den, weil die Wirk­lich­keit eben äu­ßerst kom­plex ist. Im Be­zug auf un­se­re Mit­welt und die Na­tur­ge­set­ze der Er­de be­gin­nen wir zu ah­nen, dass wir we­der die „Kro­ne der Schöp­fung“, noch die Her­ren der Er­de sind, die in ih­rer un­er­sätt­li­chen Gier nichts mehr hei­lig­hal­ten, auch nicht die Ge­set­ze des Le­bens, die dau­er­haft zu bre­chen, auch un­ser ei­ge­nes Da­sein be­droht. Wir be­grei­fen al­so, dass wir nicht über al­lem ste­hen, son­dern mit­ten­drin sind als Teil ei­nes gro­ßen, ge­heim­nis­vol­len Gan­zen. Oh­ne es wirk­lich zu wol­len, ha­ben wir die Got­tes­er­fah­rung ge­macht, die der Be­griff „Drei­fal­tig­keit“ meint, näm­lich wie sehr al­les mit­ein­an­der ver­bun­den, von­ein­an­der ab­hän­gig und in Be­zie­hung ist. Zu ei­ner Be­zie­hung ge­hö­ren ein Ich und ein Du, die wer­den zum Wir, wo sie vom Geist der Lie­be er­grif­fen und be­wegt wer­den. Da gibt es kei­ne Herr­schaft mehr, auch kei­ne hei­li­ge, die über an­de­ren steht und ih­re Macht ge­gen an­de­re und nur für sich und ei­ge­ne In­ter­es­sen miss­braucht. Gott wird nicht zu­erst über den Ver­stand, son­dern eher über das Herz er­ahnt, wie schon der fran­zö­si­sche Phi­lo­soph Blai­se Pas­cal so schön for­mu­lier­te: „Das Herz hat sei­ne Grün­de, die der Ver­stand nicht kennt!“ Je­sus von Na­za­reth hat Gott als un­be­greif­li­che, treue und barm­her­zi­ge Lie­be ver­kün­det und er­fahr­bar ge­macht. Pries­ter­li­ches Den­ken hat die Got­tes­be­zie­hung oft in ei­nem „Wenn–Dann-Schema“ be­schrie­ben, al­so wie heu­te im Buch Deu­te­ro­no­mi­um, wenn es da in et­wa heißt: „wenn ihr die Ge­set­ze hal­tet, dann wird es euch gut ge­hen“. Ka­ta­stro­phen kön­nen in die­sem Den­ken dann als Stra­fe Got­tes ge­deu­tet wer­den, bis heu­te. Das aber ist Miss­brauch Got­tes, der Ver­trau­en, statt Angst, Barm­her­zig­keit, statt Op­fer, Kin­der Got­tes, statt knech­ti­sche Men­schen will. Sich vom Geist Got­tes lei­ten zu las­sen (Röm 8, 4), heißt sich vom Geist der Lie­be lei­ten zu las­sen. Aber die­ser Geist ist nicht un­ser Geist, son­dern er ist Got­tes Geist, der uns zur Lie­be an­treibt. Denn „Kin­der Got­tes“ wer­den wir nicht zu­erst durch die Tau­fe, son­dern wir sind es durch die Kraft Sei­nes Geis­tes. Wer die Drei­fal­tig­keit be­kennt, der be­kennt sich auch zur lie­be­vol­len Ver­bun­den­heit von al­lem und er­kennt in al­len Ge­schöp­fen und al­lem, was ist, sei­ne gött­li­chen Ge­schwis­ter. Die­se drei­fal­ti­ge Lie­be ist der Mo­tor für ei­ne ge­rech­te­re Welt und ei­nem acht­sa­men Um­gang mit al­len Ge­schöp­fen und der Schöp­fung und da­mit auch mit dem Ge­heim­nis Got­tes. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)