(Jes 9, 1–6; 1 Joh 2, 7–11; Lk 2, 22–40)
Liebe Schwestern und Brüder,
40 Tage nach Weihnachten feiern wir das “Fest der Darstellung des Herrn” bzw. wie es früher hieß “Mariä Lichtmess”. Mit diesem Fest endete vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Weihnachtszeit. Nach dem Konzil ist das am Fest der Taufe des Herrn.
Der jüdische Hintergrund ist uns kaum verständlich, erinnert uns aber daran, dass Jesus und seine Familie Juden waren und auch daran, dass das Christentum seine Wurzeln im Judentum hat.
Es ist Brauch, an diesem Tag jene Kerzen zu segnen, die im Laufe des Jahres gebraucht werden. Wir segnen in Birkenwerder schon die Osterkerzen, die wir dann Ostern benutzen.
Verbunden ist diese Segnung dann mit einem Lichtritus und einer Prozession mit dem siebenarmigen Leuchter, der ebenso an unsere jüdischen Wurzeln erinnert.
Egal, ob man überhaupt eine oder welche religiöse Verwurzelung man nun hat: Kerzen haben eine besondere Ausstrahlung. Sie machen ein gemeinsames Mahl festlicher, drücken irgendwie unsere Sehnsucht nach Licht in einer Welt aus, die uns oft zu dunkel und unverständlich erscheint. In diese Welt aber mit ihren Licht — und Schattenseiten hat das Geheimnis Gott seine Liebesbotschaft lichtvoll hineingewebt, nämlich dass die Liebe die Urkraft des Universums war, ist und ewig bleiben wird. Das ist natürlich ein mutiger Glaube angesichts von Realitäten, die mit stürmischen Wind all’ jene Kerzen auspusten möchten, die Vertrauen, Hoffnung, Liebe und Menschlichkeit heißen. Sich dagegen mit aller Kraft zu wehren, macht Sinn und ist erfüllend und hat letztendlich Gott selber in diesem Jesus von Nazareth vorgemacht.
Es gibt Menschen wie Simeon und Hanna, die das tapfer und bewundernswert vorgelebt haben, obwohl sie lange auf diese Erfahrung gewartet haben.
In einer Zeit, die geradezu dunkelbesessen scheint, ist es umso wichtiger, Lichter der Hoffnung zu entzünden, für das Wohl der eigenen wie auch vieler anderer Seelen. Vielleicht ist darum der alte Name für diesen Tag, nämlich “Mariä Lichtmess”, sogar sinnvoller, als “Darstellung des Herrn”, der zwar liturgisch ein sog. “Herrenfest “ ist, aber nicht annähernd jene Symbolkraft entfaltet, wie es Mariä Lichtmess vermag. Jesus wird freilich als “Licht der Welt” geglaubt und bekannt. Aber nicht unbedingt zuerst, weil er der Sohn Gottes ist, sondern weil er mit seiner unglaublichen und geradezu göttlichen, barmherzigen Liebe Licht in die Welt und in das Leben vieler Menschen gebracht hat. Zwar erlosch dieses Licht unbegreiflicherweise in der Finsternis seines grausamen Todes. Aber Ostern ist der Glaube, dass es doch in Ewigkeit leuchtet und im Herzen eines jeden Menschen und Geschöpfes heilsam zur Erfahrung werden soll.
Überall also, wo Menschen durch ihre Liebe Kerzen der Hoffnung und Menschlichkeit entzünden, da verändert sich die Welt zum Positiven und wird ein Stück Finsternis vertrieben.
Dazu möge uns dieses Fest heute ermutigen und das Licht in uns und in der Welt hüten lassen. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)