(Jes 42, 5a‑7; Mk 1, 7–11)
Liebe Schwestern und Brüder,
das Motto der diesjährigen Sternsingeraktion lautet: „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit.“ Für dieses Anliegen werden heute unsere Sternsinger unterwegs sein und den Segen in die Häuser bringen. Im Anspiel zur Katechese kamen auch vier Gäste zur Krippe, die ganz eigene Geschenke mitbrachten. Es waren ein kleiner Baum, eine Flasche aus recyceltem Material, eine Taschenlampe mit einer Kurbel und einer hatte – nichts. Dieses Geschenk sollte „Verzicht“ bedeuten.
Alle vier Geschenke sind freilich moderne Geschenke, die einen ernsten Hintergrund haben, nämlich die Bewahrung der Schöpfung. Dabei unterstützen die Sternsinger heute die Menschen, die im Amazonasgebiet leben.
Der kleine Baum steht für den Schutz des Regenwaldes, die Flasche aus recyceltem Material für wiederverwerteten Rohstoff, die Taschenlampe mit Kurbel steht für eine Technik, die die Umwelt schont und das „Nichts“ erinnert uns daran, möglichst auf Dinge zu verzichten, die der Schöpfung schaden.
Niemand muss mit dem Versuch einer veränderten Lebenseinstellung warten, bis „die da oben“ was machen oder anordnen. Im Grunde wird auch hier aus einer abstrakten Liebe etwas Konkretes. Eigentlich war ja Liebe von Gott her immer so und nicht anders gemeint. Sie sollte konkret sein, und zwar nicht nur für den nächsten Menschen, sondern eben auch für unser nächstes Geschöpf, für unsere Naturelemente Wasser, Erde und Luft. Das vierte Element „Feuer“, das sollte vor allem in uns selber sein als Feuer des Geistes und der Liebe, jenes Geistes, der heute am Fest der Taufe Jesu in Gestalt einer Taube auf Jesus herabkam, verbunden mit der Stimme aus dem Himmel, die ihm zurief: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Mk 1, 11). In der Antike sind Tauben Botentiere der Liebesgöttinnen. Gott erklärt in jeder Taufe einem jedem seine bedingungslose Liebe. Das tut er allerdings auch ohne die Taufe. Denn jedem Menschen und Geschöpf gilt seine bedingungslose Liebe. Sie sollte der Nährboden und die Kraftquelle für unser Leben und Handeln sein.
Wie sprach Johannes der Täufer heute im Evangelium? „Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“ (Mk 1, 8). Oft scheint es, dass das Wasser der Taufe keinen Weg zum Herzen gefunden hat. Denn sonst sähe es doch in der Welt vielleicht ein bisschen anders aus und wir müssten uns um die Schöpfung und uns nicht so viel Sorgen machen. So können wir diesen Jesus nur bitten, dass er uns alle mit seinem Heiligen Geist tauft, immer wieder und neu und immer kräftiger. Und ich weiß, dass er dies tut über die Grenzen von Kirchen und Religionen hinaus. Dieser Geist wird uns helfen, auch nicht vor dem Verzicht zu erschrecken. Denn er bedeutet nämlich nicht Lebensqualitätsverlust, sondern ist nur ein anderes Wort für eine größere, innere Freiheit, die sich heilsam für uns, für unsere Mitmenschen und Mitgeschöpfe, für unsere ganze Schöpfung auswirkt.
Wie immer uns das gelingen möge oder nicht: eines dürfen wir trotzdem am Fest der Taufe Jesu glauben und darauf vertrauen, dass der Gott der Liebe uns immer zur Seite steht und uns ermutigend ins Herz flüstert: „Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn!“ Lebe, was Du bist! Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)