Fest der Tau­fe Je­su – Aus­sendung der Stern­sin­ger (7.1.2024)

(Jes 42, 5a‑7; Mk 1, 7–11)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
das Mot­to der dies­jäh­ri­gen Stern­sin­ger­ak­ti­on lau­tet: „Ge­mein­sam für un­se­re Er­de – in Ama­zo­ni­en und welt­weit.“ Für die­ses An­lie­gen wer­den heu­te un­se­re Stern­sin­ger un­ter­wegs sein und den Se­gen in die Häu­ser brin­gen. Im An­spiel zur Ka­te­che­se ka­men auch vier Gäs­te zur Krip­pe, die ganz ei­ge­ne Ge­schen­ke mit­brach­ten. Es wa­ren ein klei­ner Baum, ei­ne Fla­sche aus re­cy­cel­tem Ma­te­ri­al, ei­ne Ta­schen­lam­pe mit ei­ner Kur­bel und ei­ner hat­te – nichts. Die­ses Ge­schenk soll­te „Ver­zicht“ be­deu­ten.
Al­le vier Ge­schen­ke sind frei­lich mo­der­ne Ge­schen­ke, die ei­nen erns­ten Hin­ter­grund ha­ben, näm­lich die Be­wah­rung der Schöp­fung. Da­bei un­ter­stüt­zen die Stern­sin­ger heu­te die Men­schen, die im Ama­zo­nas­ge­biet le­ben.
Der klei­ne Baum steht für den Schutz des Re­gen­wal­des, die Fla­sche aus re­cy­cel­tem Ma­te­ri­al für wie­der­ver­wer­te­ten Roh­stoff, die Ta­schen­lam­pe mit Kur­bel steht für ei­ne Tech­nik, die die Um­welt schont und das „Nichts“ er­in­nert uns dar­an, mög­lichst auf Din­ge zu ver­zich­ten, die der Schöp­fung scha­den.
Nie­mand muss mit dem Ver­such ei­ner ver­än­der­ten Le­bens­ein­stel­lung war­ten, bis „die da oben“ was ma­chen oder an­ord­nen. Im Grun­de wird auch hier aus ei­ner abs­trak­ten Lie­be et­was Kon­kre­tes. Ei­gent­lich war ja Lie­be von Gott her im­mer so und nicht an­ders ge­meint. Sie soll­te kon­kret sein, und zwar nicht nur für den nächs­ten Men­schen, son­dern eben auch für un­ser nächs­tes Ge­schöpf, für un­se­re Na­tur­ele­men­te Was­ser, Er­de und Luft. Das vier­te Ele­ment „Feu­er“, das soll­te vor al­lem in uns sel­ber sein als Feu­er des Geis­tes und der Lie­be, je­nes Geis­tes, der heu­te am Fest der Tau­fe Je­su in Ge­stalt ei­ner Tau­be auf Je­sus her­ab­kam, ver­bun­den mit der Stim­me aus dem Him­mel, die ihm zu­rief: „Du bist mein ge­lieb­ter Sohn, an dir ha­be ich Wohl­ge­fal­len ge­fun­den“ (Mk 1, 11). In der An­ti­ke sind Tau­ben Bo­ten­tie­re der Lie­bes­göt­tin­nen. Gott er­klärt in je­der Tau­fe ei­nem je­dem sei­ne be­din­gungs­lo­se Lie­be. Das tut er al­ler­dings auch oh­ne die Tau­fe. Denn je­dem Men­schen und Ge­schöpf gilt sei­ne be­din­gungs­lo­se Lie­be. Sie soll­te der Nähr­bo­den und die Kraft­quel­le für un­ser Le­ben und Han­deln sein.
Wie sprach Jo­han­nes der Täu­fer heu­te im Evan­ge­li­um? „Ich ha­be euch mit Was­ser ge­tauft, er aber wird euch mit dem Hei­li­gen Geist tau­fen“ (Mk 1, 8). Oft scheint es, dass das Was­ser der Tau­fe kei­nen Weg zum Her­zen ge­fun­den hat. Denn sonst sä­he es doch in der Welt viel­leicht ein biss­chen an­ders aus und wir müss­ten uns um die Schöp­fung und uns nicht so viel Sor­gen ma­chen. So kön­nen wir die­sen Je­sus nur bit­ten, dass er uns al­le mit sei­nem Hei­li­gen Geist tauft, im­mer wie­der und neu und im­mer kräf­ti­ger. Und ich weiß, dass er dies tut über die Gren­zen von Kir­chen und Re­li­gio­nen hin­aus. Die­ser Geist wird uns hel­fen, auch nicht vor dem Ver­zicht zu er­schre­cken. Denn er be­deu­tet näm­lich nicht Le­bens­qua­li­täts­ver­lust, son­dern ist nur ein an­de­res Wort für ei­ne grö­ße­re, in­ne­re Frei­heit, die sich heil­sam für uns, für un­se­re Mit­men­schen und Mit­ge­schöp­fe, für un­se­re gan­ze Schöp­fung aus­wirkt.
Wie im­mer uns das ge­lin­gen mö­ge oder nicht: ei­nes dür­fen wir trotz­dem am Fest der Tau­fe Je­su glau­ben und dar­auf ver­trau­en, dass der Gott der Lie­be uns im­mer zur Sei­te steht und uns er­mu­ti­gend ins Herz flüs­tert: „Du bist mei­ne ge­lieb­te Toch­ter, mein ge­lieb­ter Sohn!“ Le­be, was Du bist! Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)