Hoch­fest Chris­ti Him­mel­fahrt (18.05.2023)

(Apg 1, 1–11; Eph 1, 17–23; Mt 28, 16–20)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
dass die­ser Tag auch „Män­ner­tag“ heißt, ist letzt­lich schon ei­ne merk­wür­di­ge Tra­di­ti­on. Denn mit die­sem Hoch­fest hat es kaum et­was zu tun. Es geht heu­te schließ­lich nicht um Män­ner, son­dern um die Voll­endung des Mensch­seins, und zwar als Be­zie­hungs­we­sen.
In der 1. Le­sung und im Evan­ge­li­um ist heu­te von der Tau­fe die Re­de. Al­ler­dings soll­te man vor­sich­tig sein, die­se Tau­fe vor­schnell als je­ne Was­ser­tau­fe zu deu­ten, wie wir sie prak­ti­zie­ren, wenn je­mand ge­tauft wird. In der Apos­tel­ge­schich­te ist näm­lich da­von die Re­de, dass mit dem Hei­li­gen Geist ge­tauft wird. Da den­ken wir na­tür­lich an Pfings­ten, wo al­le Ver­sam­mel­ten tat­säch­lich vom Hei­li­gen Geist er­füllt wer­den.
Auch für den Apos­tel Pau­lus wird das Le­ben aus dem Geist von gro­ßer Be­deu­tung sein. Das hat jetzt nichts mit blo­ßer Ver­geis­ti­gung zu tun, so, als gin­ge es am En­de nur um das Geis­ti­ge. Nein, schließ­lich ist Je­sus durch den Geist Mensch ge­wor­den und hat die leib­li­che Di­men­si­on des Mensch­seins ge­heilt und ge­hei­ligt. Mensch­wer­dung bleibt ei­ne le­bens­lan­ge, gött­li­che Auf­ga­be, die nur ge­lin­gen kann, wenn man mit Hei­li­gem Geist ge­tauft ist.
Him­mel­fahrt be­deu­tet dann für je­den von uns die Voll­endung des Mensch­seins bei Gott. Be­den­ken wir, es heißt, dass der Geist weht, wo er will. Er tauft auch die, die er will, und das sind nicht un­be­dingt nur je­ne, die mit Was­ser ge­tauft sind. Wer die Au­gen des Her­zens of­fen­hält, sieht näm­lich, dass der Geist vie­le Men­schen tauft, Men­schen der ver­schie­dens­ten Kon­fes­sio­nen und Re­li­gio­nen, Men­schen, die be­wusst in kei­ner Re­li­gi­on le­ben möch­ten und de­nen all­zu From­me ger­ne un­ter­stel­len, dass man oh­ne Re­li­gi­on nicht wirk­lich Mensch sein kann. Doch, kann man! Denn die Tau­fe des Geis­tes ent­zün­det Men­schen, dem Geist der Lie­be und Mensch­lich­keit zu fol­gen, wie wir es vor­bild­haft in Je­sus von Na­za­reth glau­ben und be­ken­nen.
„Al­le Völ­ker zu sei­nen Jün­gern zu ma­chen“ be­deu­tet nicht, al­le Völ­ker zu vor al­lem ka­tho­li­schen Chris­ten zu ma­chen. Es be­deu­tet, al­len Völ­kern er­fahr­bar zu ma­chen, dass sie, ge­tauft oder nicht, Kin­der Got­tes sind, dass wir, durch den Hei­li­gen Geist ge­tauft, ei­ne Mensch­heits­fa­mi­lie sind, dass wir welt­wei­te Ge­schwis­ter­lich­keit le­ben, un­se­re Mit­ge­schöp­fe ein­ge­schlos­sen.
Das ist die Tau­fe des Geis­tes und sie wird in der Ver­schie­den­heit über­all da wirk­sam, wo Lie­be, Ge­schwis­ter­lich­keit und Mensch­lich­keit ei­ne Chan­ce ha­ben.
Ge­nau das er­bit­ten wir für al­le Men­schen ge­ra­de auch zu Pfings­ten. Und heu­te fei­ern wir, dass uns der Him­mel da­bei un­ter­stützt und al­les Be­mü­hen himm­lisch voll­enden wird. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)