(Apg 1, 1–11; Eph 1, 17–23; Mt 28, 16–20)
Liebe Schwestern und Brüder,
dass dieser Tag auch „Männertag“ heißt, ist letztlich schon eine merkwürdige Tradition. Denn mit diesem Hochfest hat es kaum etwas zu tun. Es geht heute schließlich nicht um Männer, sondern um die Vollendung des Menschseins, und zwar als Beziehungswesen.
In der 1. Lesung und im Evangelium ist heute von der Taufe die Rede. Allerdings sollte man vorsichtig sein, diese Taufe vorschnell als jene Wassertaufe zu deuten, wie wir sie praktizieren, wenn jemand getauft wird. In der Apostelgeschichte ist nämlich davon die Rede, dass mit dem Heiligen Geist getauft wird. Da denken wir natürlich an Pfingsten, wo alle Versammelten tatsächlich vom Heiligen Geist erfüllt werden.
Auch für den Apostel Paulus wird das Leben aus dem Geist von großer Bedeutung sein. Das hat jetzt nichts mit bloßer Vergeistigung zu tun, so, als ginge es am Ende nur um das Geistige. Nein, schließlich ist Jesus durch den Geist Mensch geworden und hat die leibliche Dimension des Menschseins geheilt und geheiligt. Menschwerdung bleibt eine lebenslange, göttliche Aufgabe, die nur gelingen kann, wenn man mit Heiligem Geist getauft ist.
Himmelfahrt bedeutet dann für jeden von uns die Vollendung des Menschseins bei Gott. Bedenken wir, es heißt, dass der Geist weht, wo er will. Er tauft auch die, die er will, und das sind nicht unbedingt nur jene, die mit Wasser getauft sind. Wer die Augen des Herzens offenhält, sieht nämlich, dass der Geist viele Menschen tauft, Menschen der verschiedensten Konfessionen und Religionen, Menschen, die bewusst in keiner Religion leben möchten und denen allzu Fromme gerne unterstellen, dass man ohne Religion nicht wirklich Mensch sein kann. Doch, kann man! Denn die Taufe des Geistes entzündet Menschen, dem Geist der Liebe und Menschlichkeit zu folgen, wie wir es vorbildhaft in Jesus von Nazareth glauben und bekennen.
„Alle Völker zu seinen Jüngern zu machen“ bedeutet nicht, alle Völker zu vor allem katholischen Christen zu machen. Es bedeutet, allen Völkern erfahrbar zu machen, dass sie, getauft oder nicht, Kinder Gottes sind, dass wir, durch den Heiligen Geist getauft, eine Menschheitsfamilie sind, dass wir weltweite Geschwisterlichkeit leben, unsere Mitgeschöpfe eingeschlossen.
Das ist die Taufe des Geistes und sie wird in der Verschiedenheit überall da wirksam, wo Liebe, Geschwisterlichkeit und Menschlichkeit eine Chance haben.
Genau das erbitten wir für alle Menschen gerade auch zu Pfingsten. Und heute feiern wir, dass uns der Himmel dabei unterstützt und alles Bemühen himmlisch vollenden wird. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)