Hoch­fest Fron­leich­nam (03.06.2021)

(1 Kön 19, 3–8; 1 Kor, 11, 23–26; Mk 14, 12–26)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,

Lie­ben­de kom­men manch­mal auf merk­wür­di­ge Ideen. Da kön­nen ganz simp­le Din­ge plötz­lich zum Aus­druck ih­rer Lie­be wer­den. Das kann dann z.B. ei­ne Mu­schel sein, ein Stein, ei­ne ver­trock­ne­te Blu­me oder was auch im­mer. Ver­mut­lich kennt je­der von uns ei­ge­ne Bei­spie­le. Al­les könn­te zu ei­nem Sa­kra­ment der Lie­be wer­den, wenn Lie­ben­de das so wol­len. Sie kä­men nie und nim­mer auf die Idee, es al­ler Welt zei­gen zu müs­sen, zu­mal es die meis­ten oh­ne Er­klä­rung gar nicht ver­ste­hen und schlimms­ten­falls sich dar­über lä­cher­lich ma­chen wür­den.
Nun fra­ge ich mich, war­um es bei dem Hei­li­gen Brot an­ders sein soll? Es ist doch auch ein Lie­bes­zei­chen ei­nes Lie­ben­den für die, die ihn ken­nen, lie­ben und ihm nach­fol­gen wol­len. Aber die­ses Jahr gibt es kei­ne Pro­zes­sio­nen, und das ist gut so, weil wir mal dar­über nach­den­ken kön­nen, was wirk­lich der Kern die­ses Fes­tes ist. Es geht zu­erst um ei­nen Lie­ben­den, Je­sus von Na­za­reth, der sei­ne Lie­bes­hal­tung in den Zei­chen von Brot und Wein und in der Fuß­wa­schung zum ver­dich­te­ten Aus­druck ge­bracht hat. Und kei­ner, der zu lie­ben ver­sucht, wird leug­nen kön­nen, dass Lie­be wie Brot, al­so ein Nah­rungs­mit­tel für See­le und Leib, ist! Kei­ner, der zu lie­ben ver­sucht, wird leug­nen kön­nen, dass Lie­be wah­re Strö­me von Le­bens­freu­de frei­setzt (Wein), die ge­ra­de­zu die Au­gen und den gan­zen Men­schen zum Leuch­ten brin­gen. Und kei­ner, der zu lie­ben ver­sucht, wird leug­nen kön­nen, dass Lie­be ihn nicht zum Macht­miss­brauch ver­füh­ren kann, son­dern dass sie ihn im Ge­gen­teil zu Hin­ga­be und zur Selbst­rück­nah­me drängt, da­mit sich der Ge­lieb­te in die­ser Lie­be groß, ein­zig­ar­tig und wert­voll er­ken­nen und er­fah­ren kann. Frei­lich, das kann man durch­aus al­len Men­schen und Ge­schöp­fen zei­gen, aber nicht mit ei­ner Mons­tranz in der Hand, son­dern in­dem man selbst zu ei­ner Mons­tranz der Lie­be wird. So war Je­sus, so hat er ge­liebt und ge­lebt, so woll­te er sich in Brot, Wein und Fuß­wa­schung ver­stan­den wis­sen.
Vor al­lem aber woll­te er, dass sich die ihm Nach­fol­gen­den in die­se Hal­tung hin­ein­ver­wan­deln, hin­ein­kon­se­krie­ren, las­sen. Es geht nicht um An­be­tung, son­dern um Be­geis­te­rung für die­se wun­der­vol­le und heil­sa­me Le­bens­ein­stel­lung, wie sie uns Je­sus in Got­tes Na­men vor­ge­lebt hat. Das be­wirkt mehr als al­le Pro­zes­sio­nen der Welt und ist und bleibt das schöns­te Sa­kra­ment der Ge­gen­wart Got­tes, au­ßer­halb und in­ner­halb der Kir­chen. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)