(Jer 31, 31–24; Hebr 5, 7–9; Joh 12, 20–33)
„Herr, unser Gott, dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt dem Tod überliefert. Lass uns in seiner Liebe bleiben und mit deiner Gnade aus ihr leben. Darum bitten wir durch Jesus Christus.“
So lautet das Tagesgebet des heutigen 5. Fastensonntages. Im Grunde genommen ist damit sehr schön zusammengefasst, was wir auch in der Karwoche und Ostern feiern werden. Gott verlangt keine Satisfaktion für die Sünden der Menschheit, Gott „will“ nicht den Tod seines Sohnes. Gott wollte, dass sein Sohn deutlich macht, wie weit Gott in seiner unbegreiflichen Liebe bereit ist, zu gehen. Und diesen Wunsch hat sich Jesus zu eigen gemacht, allerdings auch mit großem, innerlichen Ringen.
Die Liebe also ist es, was Jesus im Namen Gottes treibt und getrieben hat, bis in den Tod. Sie ist es auch, die uns erlöst hat von aller Angst, Gott nicht genügen zu können. Es ist und bleibt unbegreiflich, wieso Gott uns so sehr liebt, vor allem wenn man bedenkt, was Menschen immer wieder einander und der Schöpfung antun können. Es ist notwendig und richtig, darum zu bitten, dass wir trotz und in allem in seiner Liebe bleiben und nicht angesichts der Not ver-zweifeln. Und wenn wir etwas gegen die Schuld und Not der Welt entgegensetzen wollen, dann dass wir wie Jesus trotzdem aus der Liebe zu leben versuchen. Jeder, der dies immer wieder neu versucht, zu leben, weiß im Tiefsten, dass es ohne die Gnade und den Beistand des Heiligen Geistes keine Minute geht. Mögen wir in der Spur dieser göttlichen Liebe bleiben, auch wenn unsere Liebe oft nicht bereit ist, bis zum Äußersten zu gehen. Aber das verlangt Gott eigentlich nur von sich selber. Uns ist nur aufgetragen, so viel zu lieben, wie es uns möglich und gegeben ist. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)