Pfingst­pre­digt zu Röm 8, 22–27 (Am Vor­abend — 04.06.202)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
bloß gut, dass der hl. Pau­lus im Brief an die Rö­mer nicht so tut, als gä­be es mit dem Hei­li­gen Geist kei­ne Pro­ble­me mehr. Es gibt ja from­me See­len, die uns ger­ne den Ein­druck ver­mit­teln wol­len, als gä­be es mit dem Hei­li­gen Geist und „rich­ti­gem“ Glau­ben kei­ne Angst und Not mehr, kei­ne Zwei­fel, kein Rin­gen, al­les pa­let­ti al­so. Na­tür­lich ist das Quatsch und mehr als auf ei­nem Au­ge blind. Es wä­re schlecht, wenn wir un­se­re Nö­te, auch mit dem Glau­ben, nicht mehr äu­ßern dürf­ten. Dar­um ist es so wich­tig, so ehr­lich und au­then­tisch wie mög­lich zu glau­ben zu ver­su­chen und Räu­me zu schaf­fen, in de­nen nie­mand mit der Mo­ral­keu­le ge­heu­chel­ter Ge­wiss­hei­ten um sich schlägt.
Pau­lus schreibt al­so, dass es noch ge­nü­gend Seuf­zen gibt, nicht nur bei den Men­schen, son­dern auch in der gan­zen Schöp­fung. Ich fin­de es schön und rich­tig, dass er nicht nur an die Men­schen, son­dern auch an die Mit­ge­schöp­fe und die gan­ze Schöp­fung denkt.
Ja, der Geist, der uns al­len ge­schenkt ist, ist si­cher ei­ne gro­ße Hil­fe, kann uns hel­fen, un­ser all­täg­li­ches Le­ben und Glau­ben zu meis­tern. Aber es bleibt halt noch Un­er­füll­tes, es blei­ben Leer­stel­len, es gibt noch ein kräf­ti­ges „Noch nicht“!. Mit an­de­ren Wor­ten: wenn wir ge­ra­de zu Pfings­ten um den Hei­li­gen Geist bit­ten, dann auch dar­um, dass wir all‘ das Un­er­füll­te, Un­be­greif­li­che tap­fer an­neh­men und aus­zu­hal­ten ver­su­chen, wo es wirk­lich nicht zu än­dern ist.
Es ist doch auch gut und schön zu wis­sen, dass sich der Geist sel­ber, oh­ne un­ser Zu­tun, um un­se­re Schwä­chen küm­mert. Aber nicht nur das, er über­nimmt so­gar das Be­ten in uns, wo es uns die Spra­che ver­schla­gen hat. Er kann so toll seuf­zen, dass wir das gar nicht in Wor­te fas­sen könn­ten. Ist es nicht wun­der­bar, ei­nen sol­chen Ge­bets­bei­stand zu ha­ben?
Ich wün­sche uns, dass wir den Mut ha­ben, dies wirk­lich! zu glau­ben. Wir müs­sen Gott kei­ne aus­wen­dig ge­lern­ten Ge­be­te vor­be­ten, mit de­nen wir in­ner­lich nicht wirk­lich was an­fan­gen kön­nen (und Gott letzt­lich auch nicht!). Pa­cken wir al­so all‘ un­se­re Seuf­zer, un­ser Seh­nen, un­se­re Hoff­nun­gen in den un­aus­sprech­li­chen Seuf­zer des Hei­li­gen Geis­tes und lasst uns dar­in et­was aus­ru­hen und Kraft fin­den für den nächs­ten, not­wen­di­gen Schritt. Das wün­sche ich uns heu­te zu Pfings­ten und dar­über hin­aus. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)