Pre­digt zum Hoch­fest Christ­kö­nig (22.11.2020)

(Ez 34; 1 Kor 15, 20–26.28; Mt 25, 31–46)

Pre­digt von P. Tho­mas Röhr OCT — Audioversion

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
so ganz froh klingt das heu­ti­ge Evan­ge­li­um auch nicht, wenn es da Ver­fluch­te, ewi­ges Feu­er, ewi­ge Stra­fe gibt. Es eig­net sich dar­um, viel­leicht doch ein biss­chen Angst zu ma­chen und so die Schäf­chen bei der Stan­ge zu hal­ten. Das wür­de man heu­te al­ler­dings „geist­li­chen Miss­brauch“ nen­nen. Der wird in der 1. Le­sung aus dem Buch Eze­chi­el noch et­was kon­kre­ter be­schrie­ben. Wäh­rend die Vers­aus­wahl im Lek­tio­nar ver­schweigt, war­um sich Gott auf ein­mal selbst um sei­ne Her­de küm­mern muss, ha­ben wir heu­te das gan­ze Ka­pi­tel 34 und auch die Grün­de da­für ge­hört. Denn ge­nau das, was die Vers­aus­wahl des Lek­tio­nars Gott tun lässt, ha­ben die po­li­ti­schen und re­li­giö­sen Hir­ten nicht ge­tan. Ge­nau das ist ja auch im Evan­ge­li­um das Pro­blem der auf der lin­ken Sei­te Ste­hen­den. Denn ih­nen wird nicht ein Sün­den­re­gis­ter ih­res Le­bens un­ter die Na­se ge­hal­ten, nicht das, was sie ge­tan, son­dern was sie nicht ge­tan ha­ben. Letzt­lich wird doch in die­ser Ge­richts­pre­digt vor al­lem ei­nes fest­ge­hal­ten, näm­lich die Bot­schaft Je­su, wie sich Got­tes­lie­be und Gott­ver­bun­den­heit in der Nächs­ten­lie­be ver­wirk­li­chen, und zwar nicht als christ­li­ches Bo­nus­pro­gramm für die Ewig­keit, son­dern als Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten, die nicht ein­mal erst aus­drück­lich im Na­men Je­su ge­tan wur­den, weil we­der die Ge­rech­ten, noch die Ver­fluch­ten, es ir­gend­wie auf dem Schirm hat­ten, dass all­täg­lich ge­leb­te Lie­be und Mit­mensch­lich­keit reins­ter Got­tes­dienst wa­ren und sind.
„In per­so­na Chris­ti“, in der Per­son Chris­ti, han­delt nicht au­to­ma­tisch, wer ein Amt in­ne­hat, son­dern wer den Geist der Lie­be Je­su hat und lebt. Hir­ten und Kö­ni­ge le­gi­ti­mier­ten und le­gi­ti­mie­ren sich ger­ne gött­lich, als gott­ge­sandt und von Gott aus­er­wählt. Eze­chi­el kün­digt das En­de die­ser gött­li­chen Le­gi­ti­mie­rung an, weil ihr ego­is­ti­scher Geist nichts mehr mit der Hir­ten­sor­ge Got­tes zu tun hat­te, in de­ren Na­men und Geist al­le Hir­ten be­stellt und be­ru­fen sind. Im Ge­gen­teil – ihr Ver­hal­ten und Macht­miss­brauch führ­ten zur Ka­ta­stro­phe für die ih­nen an­ver­trau­en Men­schen.
Wenn wir al­so Christ­kö­nig fei­ern, dann fei­ern wir die Macht der Lie­be, den Lie­bes­geist Je­su, der in vie­len Her­zen zu Hau­se ist, oh­ne dass sich die Trä­ger die­ser Her­zen über­haupt des­sen be­wusst sind. Wenn es am En­de der 2. Le­sung hieß, „da­mit Gott al­les in al­lem sei“ (1 Kor 15, 28), dann ist er das wirk­lich, wenn die Lie­be al­les in al­lem ist. Dann ha­ben viel­leicht noch die zur Lin­ken ei­ne Chan­ce, weil es am En­de nicht um ih­re, nicht um un­se­re, son­dern um Got­tes Lie­be geht.
Die Grup­pe Ka­rat hat­te recht, wenn sie sang: „Kö­nig der Welt, ist das Herz, das liebt!“ Das fei­ern wir in je­der Eu­cha­ris­tie­fei­er von Gott und Je­sus. Da­für dan­ken wir in je­dem Her­zen, das liebt. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)