(Ez 34; 1 Kor 15, 20–26.28; Mt 25, 31–46)
Liebe Schwestern und Brüder,
so ganz froh klingt das heutige Evangelium auch nicht, wenn es da Verfluchte, ewiges Feuer, ewige Strafe gibt. Es eignet sich darum, vielleicht doch ein bisschen Angst zu machen und so die Schäfchen bei der Stange zu halten. Das würde man heute allerdings „geistlichen Missbrauch“ nennen. Der wird in der 1. Lesung aus dem Buch Ezechiel noch etwas konkreter beschrieben. Während die Versauswahl im Lektionar verschweigt, warum sich Gott auf einmal selbst um seine Herde kümmern muss, haben wir heute das ganze Kapitel 34 und auch die Gründe dafür gehört. Denn genau das, was die Versauswahl des Lektionars Gott tun lässt, haben die politischen und religiösen Hirten nicht getan. Genau das ist ja auch im Evangelium das Problem der auf der linken Seite Stehenden. Denn ihnen wird nicht ein Sündenregister ihres Lebens unter die Nase gehalten, nicht das, was sie getan, sondern was sie nicht getan haben. Letztlich wird doch in dieser Gerichtspredigt vor allem eines festgehalten, nämlich die Botschaft Jesu, wie sich Gottesliebe und Gottverbundenheit in der Nächstenliebe verwirklichen, und zwar nicht als christliches Bonusprogramm für die Ewigkeit, sondern als Selbstverständlichkeiten, die nicht einmal erst ausdrücklich im Namen Jesu getan wurden, weil weder die Gerechten, noch die Verfluchten, es irgendwie auf dem Schirm hatten, dass alltäglich gelebte Liebe und Mitmenschlichkeit reinster Gottesdienst waren und sind.
„In persona Christi“, in der Person Christi, handelt nicht automatisch, wer ein Amt innehat, sondern wer den Geist der Liebe Jesu hat und lebt. Hirten und Könige legitimierten und legitimieren sich gerne göttlich, als gottgesandt und von Gott auserwählt. Ezechiel kündigt das Ende dieser göttlichen Legitimierung an, weil ihr egoistischer Geist nichts mehr mit der Hirtensorge Gottes zu tun hatte, in deren Namen und Geist alle Hirten bestellt und berufen sind. Im Gegenteil – ihr Verhalten und Machtmissbrauch führten zur Katastrophe für die ihnen anvertrauen Menschen.
Wenn wir also Christkönig feiern, dann feiern wir die Macht der Liebe, den Liebesgeist Jesu, der in vielen Herzen zu Hause ist, ohne dass sich die Träger dieser Herzen überhaupt dessen bewusst sind. Wenn es am Ende der 2. Lesung hieß, „damit Gott alles in allem sei“ (1 Kor 15, 28), dann ist er das wirklich, wenn die Liebe alles in allem ist. Dann haben vielleicht noch die zur Linken eine Chance, weil es am Ende nicht um ihre, nicht um unsere, sondern um Gottes Liebe geht.
Die Gruppe Karat hatte recht, wenn sie sang: „König der Welt, ist das Herz, das liebt!“ Das feiern wir in jeder Eucharistiefeier von Gott und Jesus. Dafür danken wir in jedem Herzen, das liebt. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)