(Buch der Klosterstiftungen 5, 5–7, siehe unten; Röm 8, 14–17; Joh 14, 23–26)
Liebe Schwestern und Brüder,
es ist Tradition, dass wir am Patronatssonntag zur 1. Lesung einen Text aus den Schriften der hl. Teresa von Ávila nehmen. Dass Gott auch „zwischen den Kochtöpfen umhergeht“, ist ein viel zitierter Spruch von ihr. Und er sollte eben auch alle trösten, die nicht im Kloster leben und denen der Luxus von geschenkten Gebetszeiten nicht zur Verfügung steht. Insgeheim denken wir doch etwas leistungsorientiert, dass Leute im Kloster näher an Gott dran sind, weil sie viel mehr Zeit mit Gebet verbringen können. Auch wird immer wieder bewundert, wenn man Leute öffentlich intensiv beten sieht. Das alles ist sicherlich nicht schlecht. Wir alle wissen ja, wie nötig im Alltag wir immer wieder Auszeiten brauchen, um uns nicht zu verlieren und unsere Mitte wiederzufinden.
Das 2. Testament schildert die Praxis Jesu, sich frühmorgens, wenn alle noch schliefen, in die Stille zurückzuziehen. Aber geht es nicht vielen wie Teresa, die wegen des Mangels an Zeit zum innerlichen Gebet sehr betrübt war? Teresa wäre die letzte, die sagen würde, wir bräuchten keine besonderen Zeiten zum innerlichen Gebet. Aber wie der Begriff „innerliches Gebet“ schon besagt, war für Teresa Beten nicht eine Frage von Texten und besonderen Gebetsmethoden, sondern eine dauernde Freundschaftsbeziehung mit Gott bzw. mit Jesus. Wie im Evangelium heute zu lesen ist, hat der dreifaltige Gott seine Wohnung in uns. Wir sind also selber ein wandelndes Gotteshaus. „Geistliches Leben“ heißt eben nicht zuerst, ein geistliches Programm zu absolvieren, sondern sich von Gottes Geist leiten zu lassen, wie wir bei Paulus heute an die Römer lesen. Dieser Geist Gottes wird mich immer wieder zu dem drängen, was eine Haltung der Liebe in mir wachsen lässt, und zwar nicht nur anderen, sondern auch mir selbst gegenüber. Ich kann nämlich auch zwischen den Kochtöpfen einen Nervenzusammenbruch bekommen, wenn ich dem Bedürfnis meiner Seele nicht nachkomme, wie Jesus mir Zeiten der Stille und des Rückzugs für mich zu nehmen. Das aber muss ich nicht als und wie ein Mönch oder eine Nonne, wenn ich in einer Familie oder in einer anderen Lebensform lebe. Gott hat mit jedem einzelnen Menschen seine ganz eigene Beziehung. Die zu finden und zu leben ist geradezu not-wendig. Aber Gott ist mir in jedem Fall zwischen den Kochtöpfen nicht weniger nah als dem, der gerade eine Nachtanbetung hält. Da Gott also innen und außen bei uns ist, wie die hl. Teresa sagt, bin ich jederzeit und an allen Orten mit Ihm verbunden. Das sagt uns die hl. Teresa heute zum Trost.
Wenn uns dies also mit Gottes Hilfe zur Erfahrung wird, dann wächst unsere Liebe eben auch zwischen den Kochtöpfen, in den Gebetszeiten, in der S‑Bahn, oder wo auch immer wir gerade sind, was immer wir auch gerade tun. Dies möge uns ein bisschen oder auch mehr Frieden geben. Und wenn uns das alles etwas mühselig ist oder es uns nicht gleich richtig gelingt, dann sagt uns Gott das ins Herz, was am Ende des heutigen Evangeliums steht: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht!“ Ich bin ja trotzdem da. Amen.
P. Thomas Röhr OCT
Aus dem Buch der Klosterstiftungen der hl. Teresa von Ávila
Ich selbst war wegen des Mangels an Zeit zum innerlichen Gebet sehr betrübt, auch hatte ich Mitleid mit anderen, die ich ständig an der Arbeit sah, immerfort mit den ihnen aufgetragenen Dingen beschäftigt. Ich dachte bei mir und sprach auch davon, dass sie bei solcher Unrast unmöglich im geistlichen Leben vorankommen könnten.
O Herr, wie verschieden sind doch deine Wege von unseren Meinungen. Du verlangst von einem Menschen, der entschlossen ist, dich zu lieben und sich dir zu überlassen, weiter nichts, als dass er sich gut in das hineinfindet, was du ihm aufträgst!
Denkt also daran, dass der Herr auch in der Küche zwischen den Kochtöpfen umhergeht und dass er innen und außen bei euch ist.
(Buch der Klosterstiftungen 5, 5–7)