Tau­fe des Herrn – Aus­sendung der Stern­sin­ger (08.01.2023)

(Jes 42, 5a.1–4.6–7; Apg 10, 34–38; Mt 3, 13–17)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
heu­te al­so, am Fest der Tau­fe des Herrn, wer­den un­se­re Stern­sin­ger un­ter­wegs sein, um den Se­gen für das neue Jahr in Häu­ser und Woh­nun­gen zu brin­gen. Das ist zu­nächst das ers­te und wich­tigs­te An­lie­gen. Zu­gleich ver­bin­det die Ak­ti­on Drei­kö­nigs­sin­gen da­mit ei­ne Spen­den­ak­ti­on, um Kin­dern welt­weit zu hel­fen. Die­ses Jahr lau­tet das The­ma: „Kin­der stär­ken, Kin­der schüt­zen“, weil welt­weit Kin­der un­ter Ge­walt zu lei­den ha­ben. Die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on schätzt, dass jähr­lich ei­ne Mil­li­ar­de Kin­der und Ju­gend­li­che phy­si­scher, se­xua­li­sier­ter oder psy­chi­scher Ge­walt aus­ge­setzt sind – das ist je­des zwei­te Kind. So kann man es auf der Home­page www.sternsinger.de nach­le­sen. Das ist wahr­lich ein be­drü­cken­der Be­fund und wirft kein gu­tes Licht auf uns aus­ge­wach­se­ne Men­schen.
Bei­spiel­land die­ses Jahr ist In­do­ne­si­en, in dem der Pro­jekt­part­ner ALIT un­ter­stützt wird, ei­ne Stif­tung, die viel­fäl­tig ver­letz­te Kin­der be­treut und be­glei­tet. Kin­der und Ju­gend­li­che sol­len ler­nen, was sie stark macht: näm­lich Zu­sam­men­halt, Freund­schaf­ten, zu­ver­läs­si­ge Be­zie­hun­gen und re­spekt­vol­le Kom­mu­ni­ka­ti­on, so auf der In­ter­net­sei­te.
Auch in Deutsch­land le­ben Kin­der und Ju­gend­li­che nicht un­be­dingt in ei­nem Pa­ra­dies der Wert­schät­zung und Ge­walt­frei­heit, nicht ein­mal in Kir­chen und Re­li­gio­nen. Und das, ob­wohl wir Chris­ten zu Weih­nach­ten das Ge­heim­nis des Le­bens und der Lie­be als be­dürf­ti­ges Ba­by fei­ern. Es ist ja auch viel leich­ter, tol­le Pre­dig­ten und theo­lo­gi­sche Trak­ta­te zum Ge­heim­nis der Weih­nacht zu ver­fas­sen und zu stau­nen, wie klein sich der groß ge­glaub­te Gott ma­chen kann.
Aber nicht nur aus der nied­li­chen Krip­pe schaut uns Gott mit gro­ßen und fra­gen­den Au­gen an, son­dern aus den Au­gen ei­nes je­den Kin­des welt­weit. Wenn aber je­des zwei­te Kind ei­ner oder meh­re­rer For­men von Ge­walt aus­ge­setzt ist, dann ha­ben auch vie­le, re­li­giö­se Aus­ge­wach­se­ne rein gar nichts von Weih­nach­ten ver­stan­den. Dann ver­ste­hen sie frei­lich auch nicht, war­um sich die­ses Kind als Aus­ge­wach­se­ner in die Rei­he je­ner Men­schen stellt, die be­reit sind, zu ih­ren Gren­zen und Feh­lern zu ste­hen und mit Got­tes Hil­fe dar­an et­was zu än­dern.
Das Pro­blem vie­ler Aus­ge­wach­se­ner, be­son­ders je­ner in Äm­tern und Wür­den, ist doch, dass sie sich oft feh­ler­los dün­ken und für et­was Be­son­de­res hal­ten. Wer so von sich denkt, wird leicht sei­ne Stel­lung und Macht da­zu miss­brau­chen, nicht nur Kin­der zu er­nied­ri­gen und nicht sel­ten ge­walt­sam im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes Un­ter­ta­nen aus ih­nen zu ma­chen.
Wer al­so Je­sus nach­folgt, soll­te vor al­lem sei­nem und in sei­nem Geis­te nach­fol­gen und in­ten­siv über den In­halt des Weih­nachts­fes­tes me­di­tie­ren, und das nicht an kon­kre­ten!, lie­bes­be­dürf­ti­gen Kin­dern vor­bei.
Kin­der sind Sa­kra­men­te Got­tes, auch wenn sie wie wir nicht im­mer nur En­gel sind. Aber sie ha­ben in Got­tes Na­men ei­ne Bot­schaft für Aus­ge­wach­se­ne. Und die lau­tet: so, wie du Kin­der und Ju­gend­li­che und Macht­lo­se­re be­han­delst, so be­han­delst du Gott, aber auch dich selbst.
Ja, wir schul­den die Lie­be ein­an­der im­mer, wie der hei­li­ge Pau­lus in ei­nem sei­ner Brie­fe schreibt. Das be­deu­tet aber nicht, dass wir sie gar nicht erst zu le­ben ver­su­chen.
Mö­ge Got­tes Geist uns Aus­ge­wach­se­ne hel­fen, vor al­lem in der Lie­be zu wach­sen und zu rei­fen, die vor al­lem an Kin­dern, Ju­gend­li­chen, Al­ten, Kran­ken, Be­nach­tei­lig­ten und „Klei­nen“ jeg­li­cher Art ih­re Echt­heit und Ehr­lich­keit er­weist. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)