Zum Fest der hei­li­gen Erz­engel Mi­cha­el, Ga­bri­el und Ra­fa­el (29.09.) und der Hei­li­gen Schutz­en­gel (2.10.)

(Ex 23, 20–23a; Mt 18, 1–5,10)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
im Mit­tel­al­ter ha­ben man­che Theo­lo­gen manch­mal ih­re Über­le­gun­gen auf die Spit­ze ge­trie­ben. Wo man aber in Ex­tre­me fällt, wird es im­mer ir­gend­wie falsch. Kurz, die mit­tel­al­ter­li­chen Theo­lo­gen be­schäf­tig­ten sich mit der le­bens­fer­nen Fra­ge, wie vie­le En­gel auf ei­ne Na­del­spit­ze pas­sen. Das ist na­tür­lich ei­ne dum­me Fra­ge­stel­lung, stellt aber En­gel nicht in Fra­ge, wie es eher heu­te der Fall sein könn­te. Es kann so­gar sein, dass es nie zu­vor so vie­le Men­schen gab, die die Exis­tenz ei­nes Got­tes so ra­di­kal in fra­ge stel­len. Dar­an ha­ben die, die Gott stän­dig im Mun­de füh­ren, nicht we­nig An­teil, weil sie durch ihr Le­ben und Tun Got­tes Ge­gen­wart eher ver­dun­keln, wie es schon das II. Va­ti­ka­ni­sche Kon­zil be­kannt hat.
Wir, die wir die Exis­tenz Got­tes nicht in fra­ge stel­len wol­len und uns um Glau­ben be­mü­hen möch­ten, stel­len als ers­tes ein­mal fest, dass es im­mer zu­erst um das Ge­heim­nis Got­tes ge­hen muss, um das Fest­hal­ten an sei­ner un­fass­ba­ren und be­din­gungs­lo­sen Lie­be. Wer En­gel, Ma­ria oder was auch im­mer zum ers­ten Mit­tel­punkt sei­nes Glau­bens macht, hat nicht sel­ten schon sei­nen Glau­ben an Gott ver­lo­ren. Wir glau­ben auch nicht zu­erst an die Kir­che und schon gar nicht an sein Bo­den­per­so­nal, das sich manch­mal ein­fach zu wich­tig nimmt. Nein, wir glau­ben an Gott und sei­ne sor­gen­de Lie­be. Viel­leicht sind En­gel so et­was wie Bo­ten die­ser Bot­schaft: Gott liebt dich, Gott sorgt sich um dich, Gott geht al­le We­ge mit dir und will für dich Heil für See­le und Leib. Viel­leicht tre­ten manch­mal auch an­de­re Din­ge an sei­ne Stel­le, weil er selbst uns zu fern er­scheint, zu un­nah­bar dar­ge­stellt wird oder uns Schick­sals­schlä­ge an sei­ner grund­sätz­li­chen Lie­be zwei­feln las­sen. Das ist schon durch­aus ver­ständ­lich.
Aber die­ser Je­sus von Na­za­reth hat al­les da­für ge­tan, um Men­schen da­von zu über­zeu­gen, dass Gott lie­be­voll na­he ist. Er sprach im­mer da­von, dass das Him­mel­reich na­he ist .Da­mit um­schrieb er im­mer das Ge­heim­nis Gott selbst. Die­ses Him­mel­reich war eben kei­ne Ver­trös­tung auf ein er­träum­tes Jen­seits, son­dern soll­te vor al­lem dar­in spür­bar wer­den, wo Men­schen wie­der hei­ler wur­den an Leib und See­le. Dar­in spür­ten und er­fuh­ren sie wie­der neu die lie­be­vol­le Sor­ge Got­tes, an die sie neu glau­ben konn­ten. Man könn­te auch sa­gen, dass Je­sus da­durch ein wun­der­vol­ler und heil­sa­mer En­gel Got­tes war, der nicht nur auf ei­nen Him­mel da­nach ver­trös­ten, son­dern sei­ne heil­sa­me Nä­he auf Er­den auf­leuch­ten las­sen woll­te.
Über­all, wo sich Heil er­eig­net, be­geg­nen uns En­gel als Bo­ten der lie­be­vol­len Nä­he Got­tes. Da­zu ist kein Re­li­gi­ons­be­kennt­nis nö­tig, son­dern ein­zig und al­lein heil­sa­me Lie­be.
Viel­leicht muss man nicht im­mer al­les bin ins Letz­te er­klä­ren und ver­ste­hen wol­len. Viel­leicht muss man man­che Din­ge auch ein­fach so ste­hen las­sen. Erich Fried schrieb mal: „Es ist, was es ist, sagt die Lie­be“! So ist es mit Vie­lem, so ist es mit En­geln.
In ei­ner Zeit, die schein­bar so be­ängs­ti­gend ge­wor­den ist und uns dunk­le Geis­ter er­schre­cken, kann es ganz heil­sam sein, En­gel an sei­ner Sei­te zu wis­sen. Sie müs­sen kei­ne Flü­gel ha­ben und auch nicht so aus­se­hen. Aber sie be­flü­geln und ha­ben vor al­lem ein gro­ßes Herz, durch die uns ei­ne gro­ße, himm­li­sche Lie­be heil­sam be­rührt. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)