(Apg 5, 12–16; Mk 1, 40–45)
Liebe Schwestern und Brüder,
das Thema des heutigen Welt-Lepra-Tages lautet: „Du hast mich berührt“ oder einfach nur „berührt“. Jesus hat Menschen berührt, um sie zu heilen, so wie im Evangelium den Aussätzigen, den man eigentlich nicht berühren durfte. Aber auch Menschen kamen zu Jesus und wollten ihn berühren, weil eine heilsame Kraft von ihm ausströmte (z.B. Lk 6, 19).
Heutzutage freilich ist das „Berühren“ etwas komplizierter geworden, weil uns bewusst geworden ist, dass das Berühren auch übergriffig oder gar missbräuchlich sein kann. Das zu wissen und zu respektieren, ist notwendig und eine Form der Liebe, die Wertschätzung heißt. Dennoch aber war, ist und bleibt Berührung etwas, wonach sich jeder Mensch in allen Altersphasen sehnt. Und natürlich ist das mehr, als bloße, körperliche Berührung. Es muss immer auch eine Berührung der Seelen sein und damit Ausdruck eines Beziehungsgeschehens. Es ist Begegnung auf Augenhöhe, mit offenen Herzen, im Bewusstsein dessen, dass wir alle bedürftige Wesen sind.
Mal abgesehen davon, dass Aussatz tatsächlich eine Krankheit ist, die vor allem den Körper betrifft, so betrifft es doch immer die Seele mit. Denn Leib und Seele gehören immer zusammen und können und dürfen nicht voneinander getrennt werden. Das hat Jesus gewusst. Und er wusste auch, dass der seelische Schmerz oft viel leidvoller sein kann als der körperliche. Es gibt Menschen, die sich auch ohne diese Krankheit wie aussätzig fühlen, wie Unberührbare, Isolierte, Verstoßene, weil sie nicht in gesellschaftliche und religiöse Konzepte passen, weil sie nicht wahr- und ernstgenommen werden.
Jesus fasste den Aussätzigen an, obwohl das verboten war. Menschen berührten Jesus, für die es auch verboten war, weil sie als unrein galten. Die Berührung Jesu war eine, die wirklich berührte und zwar heilsam für Seele und Leib. Klar, wir sind nicht Jesus, aber heilsam berühren können wir auch. Lassen wir Kranke, Sterbende, Demenzkranke oder an was auch immer Leidende nicht allein. In allen schlägt bis zum letzten Atemzug ein Herz, das sich nach Liebe und Wertschätzung sehnt, nach berührt werden, das nicht nur äußerlich bleibt und am Ende gar nur sich selber meint.
Wie schon gesagt, heilsame Berührung geht nicht von oben herab, ist nicht nur einspurig, sondern immer ein Miteinander auf Augen- und Herzhöhe, ein Geschenk, das wirklich berührt.
Gott selbst möchte uns so berühren, sanft, zärtlich und heilsam. Aber auch er möchte berührt sein durch unseren Dank und durch unser weitergegebenes, heilsames Berührtsein. Amen.
(P. Thomas Röhr OCT)