Zum Welt-Le­pra-Tag (28.01.2024)

(Apg 5, 12–16; Mk 1, 40–45)

Lie­be Schwes­tern und Brü­der,
das The­ma des heu­ti­gen Welt-Le­pra-Ta­ges lau­tet: „Du hast mich be­rührt“ oder ein­fach nur „be­rührt“. Je­sus hat Men­schen be­rührt, um sie zu hei­len, so wie im Evan­ge­li­um den Aus­sät­zi­gen, den man ei­gent­lich nicht be­rüh­ren durf­te. Aber auch Men­schen ka­men zu Je­sus und woll­ten ihn be­rüh­ren, weil ei­ne heil­sa­me Kraft von ihm aus­ström­te (z.B. Lk 6, 19).
Heut­zu­ta­ge frei­lich ist das „Be­rüh­ren“ et­was kom­pli­zier­ter ge­wor­den, weil uns be­wusst ge­wor­den ist, dass das Be­rüh­ren auch über­grif­fig oder gar miss­bräuch­lich sein kann. Das zu wis­sen und zu re­spek­tie­ren, ist not­wen­dig und ei­ne Form der Lie­be, die Wert­schät­zung heißt. Den­noch aber war, ist und bleibt Be­rüh­rung et­was, wo­nach sich je­der Mensch in al­len Al­ters­pha­sen sehnt. Und na­tür­lich ist das mehr, als blo­ße, kör­per­li­che Be­rüh­rung. Es muss im­mer auch ei­ne Be­rüh­rung der See­len sein und da­mit Aus­druck ei­nes Be­zie­hungs­ge­sche­hens. Es ist Be­geg­nung auf Au­gen­hö­he, mit of­fe­nen Her­zen, im Be­wusst­sein des­sen, dass wir al­le be­dürf­ti­ge We­sen sind.
Mal ab­ge­se­hen da­von, dass Aus­satz tat­säch­lich ei­ne Krank­heit ist, die vor al­lem den Kör­per be­trifft, so be­trifft es doch im­mer die See­le mit. Denn Leib und See­le ge­hö­ren im­mer zu­sam­men und kön­nen und dür­fen nicht von­ein­an­der ge­trennt wer­den. Das hat Je­sus ge­wusst. Und er wuss­te auch, dass der see­li­sche Schmerz oft viel leid­vol­ler sein kann als der kör­per­li­che. Es gibt Men­schen, die sich auch oh­ne die­se Krank­heit wie aus­sät­zig füh­len, wie Un­be­rühr­ba­re, Iso­lier­te, Ver­sto­ße­ne, weil sie nicht in ge­sell­schaft­li­che und re­li­giö­se Kon­zep­te pas­sen, weil sie nicht wahr- und ernst­ge­nom­men wer­den.
Je­sus fass­te den Aus­sät­zi­gen an, ob­wohl das ver­bo­ten war. Men­schen be­rühr­ten Je­sus, für die es auch ver­bo­ten war, weil sie als un­rein gal­ten. Die Be­rüh­rung Je­su war ei­ne, die wirk­lich be­rühr­te und zwar heil­sam für See­le und Leib. Klar, wir sind nicht Je­sus, aber heil­sam be­rüh­ren kön­nen wir auch. Las­sen wir Kran­ke, Ster­ben­de, De­menz­kran­ke oder an was auch im­mer Lei­den­de nicht al­lein. In al­len schlägt bis zum letz­ten Atem­zug ein Herz, das sich nach Lie­be und Wert­schät­zung sehnt, nach be­rührt wer­den, das nicht nur äu­ßer­lich bleibt und am En­de gar nur sich sel­ber meint.
Wie schon ge­sagt, heil­sa­me Be­rüh­rung geht nicht von oben her­ab, ist nicht nur ein­spu­rig, son­dern im­mer ein Mit­ein­an­der auf Au­gen- und Herz­hö­he, ein Ge­schenk, das wirk­lich be­rührt.
Gott selbst möch­te uns so be­rüh­ren, sanft, zärt­lich und heil­sam. Aber auch er möch­te be­rührt sein durch un­se­ren Dank und durch un­ser wei­ter­ge­ge­be­nes, heil­sa­mes Be­rührtsein. Amen.

(P. Tho­mas Röhr OCT)